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Kaffeewasser – Der unterschätzte Schlüssel zu mehr Geschmack im Filterkaffee
98 % deines Filterkaffees bestehen aus Wasser – und dennoch wird diese Zutat häufig übersehen. Während Mahlgrad, Bohnenqualität oder Brühzeit perfektioniert werden, wird das Wasser oft einfach aus dem Hahn verwendet.
Dabei ist genau das ein entscheidender Fehler: Denn das richtige Wasser kann aus einer guten Tasse eine außergewöhnliche machen.
In diesem Beitrag erfährst du:
- warum Wasser so wichtig für den Geschmack ist,
- welche Mineralien im Wasser Kaffee beeinflussen,
- wie stark zu harte oder zu weiche Werte die Extraktion stören,
- wie du dein Wasser optimierst (mit Filtern, Zusätzen oder stillen Mineralwässern),
- welche Mineralwasser aus dem Supermarkt für Filterkaffee wirklich zu empfehlen sind.
1. Warum Wasser beim Kaffee so wichtig ist
Beim Brühen reagiert Wasser mit bis zu 1000 löslichen Stoffen im Kaffeemehl. Es ist daher nicht nur Träger – sondern aktiver Geschmackslenker.
Gutes Wasser hebt Aromen hervor, balanciert Säuren aus und bringt Klarheit. Zu hartes Wasser überextrahiert Bitterstoffe. Zu weiches Wasser ergibt flache, teils säurelastige Tassen.
Merke: Schlechter Wasserqualität merkt man jede Tasse an – gutes Wasser „wirkt nicht“, es lässt den Kaffee einfach strahlen.
2. Diese Wasserwerte beeinflussen den Geschmack
Die Specialty Coffee Association (SCA) empfiehlt folgende Werte für ideales Kaffeewasser:
- Gesamthärte (GH): 50–175 mg/l
- Karbonathärte (KH): 40–75 mg/l
- pH-Wert: ideal 6,5–7,5
- TDS (Total Dissolved Solids): 75–250 mg/l
- Freies Chlor: 0 mg/l
- Sulfate, Chloride, Eisen: möglichst gering
Diese Werte sorgen für eine gleichmäßige Extraktion, süße Aromen, Klarheit und eine harmonische Tasse.
3. Die wichtigsten Mineralien – Wirkung & Einfluss
Calcium (Ca²⁺)
- Verbessert die Aromalösung und gibt Struktur
- Ideal: 20–70 mg/l
- Zu wenig → unterextrahiert, fade
- Zu viel → bittere, raue Tasse
Magnesium (Mg²⁺)
- Fördert Süße, Fruchtigkeit, Klarheit
- Ideal: 10–30 mg/l
- Zu wenig → flach, wenig Körper
- Zu viel → metallischer Beigeschmack
Hydrogencarbonat (HCO₃⁻)
- Reguliert pH, puffert Säuren
- Ideal: 30–90 mg/l
- Zu wenig → stechend sauer
- Zu viel → dumpf, müde, flach
Natrium (Na⁺)
- Geschmacklich neutral bis leicht verbindend
- Ideal: unter 10 mg/l
- Zu viel → seifiger, salziger Geschmack
Sulfate / Chlorid / Eisen
- Geringe Konzentrationen empfohlen
- Stören Aromen und wirken metallisch/seifig
Chlor (freies Chlor)
- Unbedingt vermeiden
- Selbst kleinste Mengen → chemische Fehlnoten
TDS – Gesamtmineralisation
- 125–175 mg/l ideal
- Tiefere Werte → leere, instabile Tasse
- Höhere Werte → überladen, dumpf
4. So verbesserst du dein Kaffeewasser – Ohne viel Aufwand
Variante 1: Haushaltsfilter
Filterkrüge (z. B. Brita, BWT Wasserfilter Advanced) entfernen Chlor und verringern die Gesamthärte. Für viele Haushalte ein guter erster Schritt.
Variante 2: Remineralisieren mit destilliertem Wasser
Mit Third Wave Water (Pulver oder Flüssigkonzentrate) kann man destilliertes Wasser auf perfektes Kaffeewasser aufmineralisieren – reproduzierbar und ideal für hell geröstete Third-Wave-Kaffees.
Variante 3: Stilles Mineralwasser aus dem Supermarkt
Die einfachste Lösung: einige ausgewählte stille Mineralwässer haben eine natürliche Zusammensetzung, die Kaffees sehr gut zur Geltung bringt. Die besten Vorschläge siehst du gleich im nächsten Abschnitt.
5. Diese stillen Mineralwässer eignen sich für Kaffee
| Marke | Ca (mg/l) | Mg (mg/l) | HCO₃⁻ (mg/l) | TDS (mg/l) | Eignung | Analyse / Quelle |
|---|---|---|---|---|---|---|
| Volvic still | 11,5 | 8,0 | 71 | ~130 | Sehr weich – ideal für helle Filterkaffees | Analyse ansehen |
| Lauretana still | 2,0 | 0,6 | 13 | ~14 | Fast ohne Mineralien – perfekt für DIY-Ansätze | Zur Quelle |
| Black Forest still | 35 | 6,0 | 170 | ~220 | Ausgewogen, leicht hart – gut für Allrounder | Analyse ansehen |
| Rosbacher naturell | 106 | 32 | 577 | ~450 | Zu mineralreich für Kaffee – eher ungeeignet | Produktseite |
| Viva con Agua still* | ca. 60 | ca. 7 | ca. 283 | ~280 | Nur für kräftige Röstungen – grenzwertig hart | Mehr erfahren |
Anmerkung: Die Mineralienanteile können je nach Quelle leicht schwanken. Immer das Flaschenetikett prüfen.
6. Fazit: Die perfekte Tasse beginnt mit der richtigen Wasserquelle
Wenn du viel Aufwand in Kaffeequalität steckst, lohnt es sich, auch dem Wasser Aufmerksamkeit zu schenken. Es entscheidet, wie harmonisch, klar und aromatisch dein Kaffee schmeckt – unabhängig von Bohne und Methode.
Egal ob du stilles Mineralwasser nutzt, einen Filter verwendest oder mit Zusätzen selbst remineralisierst – die Verbesserung ist sofort schmeckbar.
Teste selbst: Vergleiche zum Beispiel Filterwasser vs. Volvic still – und du wirst überrascht sein, wie deutlich Wasser den Unterschied macht.

